Bayer, Dr. Eva-Suzanne
Dr. Eva-Suzanne Bayer studierte Kunstgeschichte, Theaterwissenschaften und Germanistik in Tübingen, Wien, Florenz und München. Seither ist sie als freiberufliche Kulturjournalistin – für Zeitungen und Zeitschriften, aber auch für Funk und Fernsehen –, als Reiseleiterin und Dozentin an Universitäten und in der Erwachsenenbildung tätig.
Das 19. Jahrhundert stand lange nicht hoch im Kurs der Kunstgeschichtlerinnen und Kunstgeschichtler. Wohl wurden der Klassizismus und fälschlich auch die revolutionäre Romantik als Ausläufer der Stilordnungen der Vergangenheit gewürdigt und Realismus, Naturalismus und Impressionismus als Vorläufer der Moderne gefeiert. Dazwischen aber lag mit Idealismus, Historismus, ja selbst Symbolismus „Geschmacksverwirrung“, sogar „Kitsch“. Tatsächlich ist das 19. Jahrhundert mit seiner wechselnden, ja oft gleichzeitigen Orientierungen an überlebten Stilen einerseits und kühnen Neuaufbrüchen andererseits ein Spiegel der divergierenden Stimmungen und Befindlichkeiten dieser Zeit. Alles veränderte sich rasant. Zu Beginn herrschten Monarchien, Postkutschen rumpelten über schottrige Straßen, die Bibel wurde als Entwicklungsgeschichte der Natur und der Menschheit verstanden und das gemalte oder das grafische Bild war die einzige Möglichkeit, die Flüchtigkeit der Wirklichkeit festzuhalten. Am Ende waren Sozialismus und Kommunismus möglich, die ersten Automobile fuhren, Darwin hatte die Evolution der Arten nachgewiesen, Glaubenssätze wurden von Wissenschaftsgläubigkeit abgelöst und die Fotographie konnte jeden und alles „verewigen“. Der Galopp der „-ismen“ in der Kunst entspricht den ambivalenten Zeitströmungen und der innere Gespaltenheit der Menschen. Auch die Künstler sahen, dass die jahrhundertelang bewährten Wertgefüge zerbrachen und fragten sich, ob sie imstande seien, neue Symbole für moderne Inhalte zu finden, nachdem sich die alten als leere Hüllen erwiesen hatten. Wie kann man, so überlegten sie, eine Wirklichkeit, die sich so schnell und oft unbegreiflich verändert in ästhetische Formen gießen- und soll man das überhaupt? Und sie erkannten: „Die“ Kunst gibt es nicht mehr. Er gibt nur noch den einzelnen Künstler, der seine Wahrheit sucht – und manchmal auch findet. Dr. Eva-Suzanne Bayer studierte Kunstgeschichte, Theaterwissenschaften und Germanistik in Tübingen, Wien, Florenz und München. Seither ist sie als freiberufliche Kulturjournalistin – für Zeitungen und Zeitschriften, aber auch für Funk und Fernsehen –, als Reiseleiterin und Dozentin an Universitäten und in der Erwachsenenbildung tätig.