Zeitenwende
Der Vortrag vermittelt auf lebhafte Art und Weise 1300 Jahre Frauengeschichte in Würzburg. Sie beginnt mit einem Kult für eine Frauengottheit auf dem Festungsberg und stellt das Leben der Frauen im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Würzburg vor. Die Existenz eines Fürstbischofs war für die Stellung der Frauen noch negativer als in von fürstlichen Familien regierten Städten. Es ist jedoch falsch zu glauben, dass die Frauen nicht als Hausfrauen, Handwerkerinnen oder Tagelöhnerinnen einen wichtigen Beitrag zum Alltagsleben leisteten. Im 18. und 19. Jahrhundert beginnen die Frauen vor allem aus der Bürgerschicht sich gegen ihre Benachteiligung zu wehren, so dass wir auf interessante Persönlichkeiten stoßen, die Mut, die Kompetenz, aber auch Vielfalt besitzen, die auch 2023/4 anregen und Vorbild sein können. Sind wir heute so weit, dass die Vorstellungen dieser Frauen verwirklicht sind?
Vor 459 Jahren entführten die Florentiner den Leichnam des größten Künstlers der späten italienischen Renaissance aus Rom, um ihn in Florenz zu bestatten. In diesen zwei Städten schuf Michelangelo seine umwerfenden und unglaublichen Werke – den David, die Fürstenkapelle, die Pieta, die Schöpfung der Welt von Gott bis Noa, das Jüngste Gericht und schließlich das Konzept der Peterskirche mit der außergewöhnlichen Kuppel. Wir versuchen die Fragen zu klären: Warum ist die trauernde Maria jünger als ihr toter Sohn? Welches Weltbild ist in der Begegnung von Gott und Adam versteckt? Welche Bedeutung hatte die Figur des David für Florenz? Wir nähern uns dem überzeugendsten Repräsentanten des Rinascimento an, doch vieles bleibt noch offen für weitere Klärung.
Würzburg besitzt einen Bismarckturm und eine Bismarckstraße, Zeugen einer früheren Begeisterung für eine Politiker, der vor 125 Jahren verstarb. Heute nach 75 Jahren Demokratie kommt der „Schöpfer der deutschen Einheit von 1870“ schlecht weg. Soll man die nach ihm benannten Straßen umbenennen? Das können Sie selbst beurteilen, wenn Sie das politische Leben und Werk dieses großen Politikers näher kennenlernen. War er der raffinierte und gewissenlose Militarist, der Krieg statt Verhandlungen führte? War er der Diktator gegenüber Sozialisten und Katholiken? Aber vielleicht fand er den unvermeidlichen Weg zur deutschen Einheit und baute auch den Sozialstaat auf? War er Revolutionär oder Reaktionär? Viele Historiker sind sich unsicher, Sie müssen es nicht bleiben.
Mit dem überraschenden Besuch der damaligen US-Parlamentspräsidentin Pelosi (August 2022) in Taiwan hat die USA die VR China außenpolitisch provoziert. Vor allem vor dem Hintergrund des russischen Kriegs in der Ukraine erscheint dieser politische Schachzug eher unüberlegt. Die Reaktion der VR China erfolgte unmittelbar, indem die VR China ein Seemanöver durchführte, bei dem sogar über Taiwan hinweg „scharf“ geschossen wurde. Damit hat der China-Taiwan-Konflikt eine Qualität erreicht, die schnell in einen neuen Krieg hineinführen könnte. Der Referent beleuchtet den Hintergrund des Konflikts und liefert eine Einschätzung der gegenwärtigen Situation. Matthias Hofmann ist Historiker und Orientalist und war lange Jahre Analyst der Bundeswehr für den Nahen und Mittleren Osten.
Das Würzburger Rathaus spiegelt in vielfacher Hinsicht die Würzburger Stadtgeschichte von den Anfängen um 750 bis heute wider. Von einem alten Gerichtsort verläuft die Geschichte zur Bildung des Tagesmarkts und des Fernmarkts auf der Domstraße bis hin zur Anfertigung des Freskos von der Würzburger Stadtgeschichte im Großen Ratssaal. War Ihnen bekannt, dass die Errichtung des Kernbaus, des Grafeneckarts, mit einem Mord ihren Höhe- und Endpunkt erfuhr? Wissen Sie schon, dass in Würzburg der vielleicht älteste Beratungssaal im romanischen Stil erhalten ist? Und was bedeuten die Wappen im Wenzelsaal? Hier saß König Wenzel, der Würzburg den Reichsstadtcharakter versprochen hatte. Der Rathausturm ist eine statische Meisterleistung und in der Rathauskapelle kann man heute gut speisen. Bis in die heutige Zeit erweiterte sich das Rathaus zu einem vielfältigen Ganzen, in dem Diktatur und Demokratie ausgeübt wurden, das aber nach der Zerstörung 1945 rasch wieder zum Herz des Stadtlebens aufstieg.
Gertraud Rostowsky wurde im Zusammenhang von „Würzburg liest“ als Bekannte von Elisabeth Dauthendey erinnert. Sie ist bis heute die bekannteste Malerin Würzburgs. Sie gehörte zu der Generation mutiger Frauen, die ihren eigenwilligen Lebensweg verwirklichten. Die junge Künstlerin erlebte die Buntheit der Schwabinger und Pariser Boheme, orientierte sich an der Kunst des Impressionismus und wandte sich dann der kreativen Bearbeitung ihres persönlichen Umfeldes zu – Porträts, Stillleben, Natur- und Stadteindrücke. Mitunter sanft, mitunter kraftvoll, bunt und gefühlvoll, so sah sie ihre Welt von dem Gutshof zur Neuen Welt. Sie gewann ihrer Welt und Würzburg die schönsten Seiten ab. Die Auseinandersetzung mit der Künstlerin lohnt sich.
Vor 75 Jahren wurde der Staat Israel gegründet. Theodor Herzl hatte 50 Jahre zuvor von einem jüdischen Staat in Palästina geträumt. Der Zionismus wollte einen progressiven, laizistischen Staat als Schutz für alle Juden der Welt errichten. Der Holocaust vernichtete das osteuropäische Judentum. Nichts schien selbstverständlicher als ein Staat der Juden. Doch Frieden gefunden haben die Menschen in Nahost nicht; das moderne Israel erscheint vielen Kritikern als militaristisch, aggressiv und diktatorisch, besonders gegenüber den arabischen Palästinensern, die wie einst die Juden einen weltweit anerkannten Staat beanspruchen. Warum wird Europa für dieses Schlamassel die Verantwortung gegeben? Ist die verbreitete Israelkritik nur eine neue Variante des Antisemitismus? Gibt es eine besondere deutsche Verantwortung?
Würzburg ist die Heimat von rund 125.000 Menschen, die in dieser Stadt zufrieden oder auch unzufrieden leben. Die 1945 völlig zerstörte Stadt hat den historischen und bunten Charakter verloren. Gerade diese untergegangene Stadt ist immer wieder das Maß aller Dinge. Nun bietet Würzburg eine neue Heimat, in der alle Kirchen und historischen Monumente wieder entstanden sind und als besondere Blickpunkte von unserer Vergangenheit erzählen, die man besonders als Höhepunkte darstellt. Die Architektur des neuen Würzburgs ist jedoch umstritten zwischen maßvoll und gelungen bis langweilig und störend. Gibt es historische und moderne Architektur, die der neuen Heimat Würzburg eine passende Identität verleihen?
Von 1905 bis 1920 lebte und wirkte Albrecht Mendelsohn-Bartholdy (25.10.1874 - 26. 11.1936). als Jurist an der Universität Würzburg und im Musikleben Würzburgs. Er war überzeugter Demokrat und Pazifist, der auch mit der deutschen Delegation an den Friedensverhandlungen in Paris teilnahm. Obwohl er den Versailler Frieden nicht für gerecht hielt, strebte er besonders in seinen Hamburger Jahren 1920-1934 die Völkerversöhnung an. Er gehörte zu den Begründern der Würzburger vhs im Jahre 1919, für deren Qualität er sich einsetzte. Heute ist die Erinnerung an diesen bemerkenswerten Würzburger Professor aus einer der bedeutendsten deutsch-jüdischen Familie weitestgehend verschwunden.